Bei alten antiken Uhren kommt es manchmal vor, dass sich ein oder mehrere Indexe vom Zifferblatt lösen oder beschädigt werden. Einen solchen Fall hatten wir in unserem Atelier, bei dem die Zahl 2 des 12-Uhr-Indexes fehlte. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie wir vorgegangen sind und welche Schwierigkeiten dabei auftraten.
Index einzeichnen und formen
Da der originale Index fehlte, konnten wir die Umrisse nicht 1:1 abzeichnen und nachbilden. Wir versuchten mit einer Art Stempel den Umriss des 2-Uhr-Indexes auf ein Stück Messing zu übertragen. Da der Stempel jedoch nicht genau arbeitete und der Umriss nicht gleichmäßig übertragen wurde, war der Index zu groß. Deshalb maßen wir die Höhe und Breite ab, zeichneten sie auf das Messingstück und fertigten einen möglichst identischen Umriss an. Dies war nicht ganz einfach da der Schwung, die Größe und die Dicke des Indexes bei dieser Zahl sehr unterschiedlich sind.

Sobald der Index auf dem Rohling eingezeichnet war, spannten wir ihn in einem Schraubstock ein und machten uns ans Aussägen. Dabei mussten wir ein sehr feines Sägeblatt in die kleine Laubsäge einspannen, um auch die kleinen Ecken und Kurven präzise zu bearbeiten. Dies erforderte höchste Konzentration und äußerst genaues Sägen. Wenn wir den Index zu knapp aussägen, wird er zu dünn oder zu klein, und die Gefahr steigt, dass er beim Feilen abbricht.
Form aussägen und feilen
Beim ersten Stück trat genau das eben genannte Problem auf. Beim Aussägen des Indexes wurden einige Stellen zu dünn und der Index brach beim Weiterverarbeiten. Dies lehrte uns, wo der Index nicht zu dünn werden darf und dass wir präziser aussägen müssen.
Wir starteten von vorne, zeichneten den Umriss auf ein Stück Messing, sägten ihn aus und begannen zu feilen. Mit den neuen Erkenntnissen arbeiteten wir dieses Mal deutlich schneller, genauer und geschickter. Nach dem ersten Vergleich mit dem Zifferblatt mussten wir noch einige kleine Anpassungen vornehmen und stellten fest, dass die Form nun besser gelungen war.

Letzter Feinschliff
Beim Schleifen und Polieren muss man immer geduldig vom gröbsten zum feinsten Schleifpapier schrittweise vorgehen. Der Grund dafür ist, dass die Körner des Schleifpapiers Kratzer auf der Oberfläche des Materials verursachen, und man immer die gröbsten Kratzer sieht. Man muss daher so lange mit dem nächstfeineren Schleifpapier schleifen, bis die vorherigen Kratzer nicht mehr sichtbar sind und nur noch gleichmäßige, feine Kratzer übrigbleiben. Wechselt man zu schnell zu einem feineren Schleifpapier, werden die tieferen Kratzer deutlicher sichtbar, und man muss wieder zum vorherigen Schleifpapier zurückkehren, was viel Zeit kostet.
Da ein neuer Index logischerweise anders aussieht als die originalen, versuchten wir das Messing durch Erhitzen älter wirken zu lassen. Das Stück wurde auf einem Achevage-Schäufelchen platziert. Damit können wir verschiedene Bestandteile unter der Flamme erhitzen, ohne dass sie direkt der Flamme ausgesetzt sind und schwarz werden. So erzielten wir eine angepasste Tönung des neuen Indexes der sich den anderen sehr ähnlichsieht und mit der Zeit wird man den Unterschied kaum erkennen.

Anschließend mussten wir das Zifferblatt ein wenig reinigen, damit der Index gut hält. Befestigt wurde er mit Zweikomponentenkleber, der für solche Arbeiten immer gut geeignet ist und einen sicheren Halt bietet.
Die Arbeit war aufgrund der Form und des ungenauen Übertragens sehr anspruchsvoll. Auch die Feilen waren für diese Aufgabe eher zu grob. Als der erste Versuch scheiterte und der Index brach, waren wir zwar etwas frustriert, konnten jedoch aus dem Fehler lernen und somit besser weiterarbeiten. Im Großen und Ganzen hatten wir sehr viel Spaß und sind mit dem Endresultat zufrieden. Wir mögen Herausforderungen und nehmen diese immer gerne an.

Ein Beitrag des Uhrenateliers Velion.